Nie wieder Krieg
Bittere Kälte brennt mir im Gesicht,
Der schlammige Graben gefriert,
Salzige Tränen vernebeln die Sicht,
Die sich Meter nur vor uns verliert.
So marschieren wir weiter und weiter voran,
Dieser Marsch duldet keinen, der fällt,
Weiter und weiter, Junge und Mann,
Doch spür ich, dass jemand mich hält.
Lass ihn zurück, wir dürfen nicht rasten,
Sein Wimmern entwertet den Willen zum Sieg,
Die Wunden zu tief, er wird nur belasten,
Menschlichkeit starb, heute führen wir Krieg.
Kein Kamerad darf die Reihe verlassen,
Die Einheit, in welcher wir ziehn in den Tod,
Geboren, zu leben, erzogen, zu hassen,
Befohlen zu Sterben, zu jedweder Not.
Ehre, Stolz und Vaterland,
Ich rede es mir ein,
Ehre, Stolz und Vaterland,
Sind diese Worte mein?
Ich zittere, darf mir kein Zögern erlauben,
Weiter und weiter, Mann und Junge,
Zweifel will mich meines Mutes berauben,
Ein Knall – ein Schmerz durchschlägt meine Lunge.
Für Vaterland, den Stolz und Ehre,
Blut im Schnee, der Atem schwindet,
Wie Millionen schon vor mir erwartet mich Leere,
Kein Sarg, bloß ein Orden, weil keiner mich findet.
Millionen von Kreuzen, keines mit Namen,
Bloß Nummern für Tötungsmaschinen,
Mutter bekommt eine Flagge mit Rahmen,
Als Dank für gehorsames Dienen.
Lange vergangen, so scheint es uns gern,
Die Zeiten der Schande, der Grausamkeit,
Sie werden vergessen und wirken so fern,
Und so leben wir fort, von Gedanken befreit.
„Nie wieder Krieg“ haben wir uns geschworen,
Doch heute lockt Reichtum in fernerem Land,
Öl und Metall, neuer Krieg ist geboren,
Bloß hüllen wir ihn ihn ein neues Gewand.
Auf dass keiner sehe, dass wir wieder rauben,
Denn wir sind die Guten, die Rechtschaffenheit,
Wir lassen das Volk an die Wichtigkeit glauben,
Und dass uns nur Krieg von dem Terror befreit,
Als welchen wir jedes Erwehren benennen,
Dass sich diesem Kriege entgegengestellt,
So möge das Volke dies nur nicht erkennen,
Im Glauben wir seien die Guten der Welt.
Patrick Braun, Januar 2019